Tina Strohbecke – Schwebende Würstchen
Verzerrte Bilder. Schräge Formen. Knick in der Optik. Alles ist doppelt.
Das ist der Seheindruck, der beim Schielen entsteht. Visuelle Wahrnehmungsstörungen, insbesondere die gestörte Sichtweise, die die schielenden Augen meiner Schwester kreieren, bilden die Grundlage meiner Bachelor-Abschlussarbeit. Die Sehstörung Schielen diente mir für die Entwicklung einer Damen- und Herrenkollektion mit experimentellem Ansatz für Herbst/Winter 2012/13 als organisches Gestaltungsmittel.
Der „Ich-sehe-doppelt – Effekt“ durchzieht den Kollektionsaufbau und sprengt Geschlechts- und Altersgrenzen: Sowohl in abstrahierter Form durch grobmaschigen Handstrick, als auch in direkter Form durch doppelte, sich wiederholende Gestaltungsansätze. Die Inspiration für meine Kollektion wird besonders in der Formgebung verdeutlicht. Es entsteht eine neuartige, unkonventionelle Formsprache, die aus den zum Teil geschielten, zum Teil verzerrt, gedrehten Schnittteilen resultiert. Asymmetrie und ein Hauch von Deformierung sind formgebend. Ein Spiel mit Formen und Farben entsteht auch bei der Materialwahl, die auf visuellen und haptischen Sinneserfahrungen beruht. Im Farb- und Druckbild der Kollektion wird der Schiel-Effekt besonders deutlich: Entstanden ist ein irisierender Digital-Print, in dem visuelle Wahrnehmungsstörungen eine Symbiose mit dem Körper eingehen und die Kleideroptik deformieren.
Ziel meiner Kollektion ist es, den Trägern und Betrachtern eine verzerrte „Kleidungsrealität“ vor Augen zu führen und ihre Wahrnehmung zu schärfen.