Yiyang Wu – Erinnerung & Sehnsucht
China bietet eine besondere Art und Ästhetik, welche mich und meine Sicht auf die Welt geprägt hat. Insbesondere als Chinesin habe ich die Verpflichtung, mein eigenes Land vorzustellen und zu präsentieren. Es gibt viele Aspekte zu zeigen. In den letzten Jahren ist der „Vintage Style“ sehr beliebt geworden. Aufgrund dessen und aus persönlichem Interesse, entscheide ich mich dafür, den Stil eines Jahrzehnts als Kunstrichtung zum Thema meiner Bachelorarbeit zu machen. Im Laufe der vergangenen acht Semester habe ich festgestellt, dass meine Designs sehr farbig sind und ich mich damit sehr gut identifizieren kann. Die Aussage eines Kleidungstückes möglichst interessant auszudrücken, entspricht meiner Stilrichtung.
Die Liebe zu Details und die Schlichtheit, welche zum genauen Betrachten auffordert, zieht sich durch meine gesamten bisherigen Kollektionen.
Diese Facetten in der Bachelorarbeit zu vereinen scheint mir aus diesem Grund sinnvoll.
Mein Anspruch ist es, das gewählte Thema tiefgründig zu recherchieren und mich damit intensiv auseinander zu setzen. Es bietet viele Denkansätze und Arbeitsansätze, mit welchen ich mich intensiv beschäftigen werde.
Das Ziel meiner Bachelorarbeit ist eine Kollektion, inspiriert durch den Film „Girl in red“, im gehobenen DOB Bereich zu erstellen. Die Kollektion soll für die Saison Herbst/Winter 2011/2012 bestimmt sein.
Inspirieren lasse ich mich zudem vom 80’s Style. Die Entstehung sowie die Entwicklung dieser Kunstrichtung ist sehr anregend und bietet viele Ansätze, welche ich auf die Kollektion beziehen und anwenden werde.
Der 80’s Style ist nicht nur eine Inspiration, sondern ebenso ein bedeutender Aspekt dieser Arbeit. Dieser Stil ist ein wichtiges, gelebtes angewandtes, zu der Gesellschaft gehöriges Merkmal in China. Diese Philosophie bietet viele Facetten und Denkanstöße, welche mein Thema noch tiefgründiger machen. Die Ausdrucksstärke und Sensibilität des Themas haben mich fasziniert und animiert die vielen Parallelen zwischen diesen Aspekten zu verknüpfen. Die Entstehung und die Entwicklung bis hin zum heutigen Standpunkt und der Einfluss auf den Geist haben mich beeindruckt. Die verschiedene Interpretations- und Auslegungsmöglichkeiten bieten genügend Freiraum, um eine Kollektion zu entwickeln.
An die Arbeit habe ich den Anspruch, dass ich mich versuche in verschiedene Situationen hineinzuversetzen, um eine gewisse 80’s Style Stimmung aufkommen zu lassen und ich selbst das Thema fühlen kann.
Die Kollektion soll mit Emotionen und Eindrücken besetzt sein, damit eine starke Aussagekraft garantiert ist.
Durch eigene Assoziationen zu den Themen „Girl in red“ und 80’s Style, werde ich die Designprozesse gestalten. Mein Vorhaben ist es, die gesammelten Eindrücke und Elemente mit meinem eigenen Wissen in Verbindung zu bringen und in einer Kollektion zu vereinen.
Da das Thema sehr persönlich und sensibel ist, habe ich versucht verschiedenen Bilder zu schaffen um mich immer und immer wieder zurück in die Stimmung zu versetzen, welche mich im Film und aus der Lebenserfahrung erfüllte. Ich habe versucht, so oft wie möglich in einer Gefühlvollen, empfindlichen Stimmung zu sein, während ich zum Beispiel Entwürfe gezeichnet habe. Um möglichst schnell den Zustand zu erreichen, welcher nicht vom Kopf, sondern von der Empfindung gelenkt ist, habe ich Retro Musik gehört. Ebenso habe ich viele Recherche über die Vergangenheit gemacht, welche mein Vorstellungsvermögen angeregt und ausgeformt hat. Die wenigen, aber intensiven Worte haben mich in die Zeit zurück katapultiert.
Situationen, Schauplätze und Szenarieren die sich für mich im Designprozess als wichtig und inspirierend heraustellten sind folgende:Eine diesige, mit Erinnerungen an die Vergangenheit erfüllte Landschaft. Diese Besinnungen lassen uns an vergangene Leben und Gefühle erinneren.
Durch den Film und die 80er Elemente habe ich diese Aussage auf die Kleidungen übertragen. Durch Muster und Silhouetten bildet sich die Stimmung. Kombiniert mit den schon vorhandenen Mustern auf den Stoffen und ergänzt durch die Details, entsteht ein faszinierendes und interessantes Bild, mit welchem man sich jedoch besonders beim Tragen der Kleidung identifizieren kann.
Eine wohlige Stimmung, die jemanden einnimmt und sich verbreitet. Realistisch aber unerklärlich wie dieser Zustand ausgelöst wurde, genießt man ihn. Man lacht nicht. Man ist nicht verärgert. Man befindet sich in einem schwebenden Zustand und ist gefühlsbefreit. Man schwebt über seine Erinnerungen und Gedanken wie in einem Traum. Es ist schwierig, diese Gefühlsansammlung zu beschreiben und steht somit alleine da. Durch das Tragen von Kleidungen sollen bestenfalls solche beschriebene Gefühle entstehen.
Warum habe ich so viele Farben verwendet? Warum sollten Karos oder andere Muster ein Kleidungsstück schmücken, wenn diese doch gar nicht notwendig sind? Oberflächlich und aus den Blickwinkeln vieler Betrachter gesehen, sieht es nicht gut aus und wertet das Kleidungsstück durch die Farbe ab. Für die meisten Leute ist schwarze und weiße Kleidung sowie eintönige Farben das gewöhnliche, akzeptierte Kleidungsstück. Sie gewöhnen sich daran, solche Kleidungsstücke zu Tragen. In ihren Köpfen ist bunt wie ein Monster, dem sie sich nicht zu nähern trauen. Selbst wenn jemand ein buntes Kleidungsstück anzieht, kann man sicher sein, dass es bestimmt nur ein buntes Teil zwischen vielen eintönigen ist. Mehrere bunte Teile sind für sie unglaublich, unmöglich und sie würden es sogar für verrückt auslegen, wenn jemand sowas trägt.
Dies ist eine ideologische Kluft. Überall gibt es solche Klüfte. Die Klüfte liegen in der Beziehung von Freunden, Familien, Kollegen und sogar dem Staat. Die Entstehung der Kluft unterliegt dem Einfluss der Altersgruppe, des Lebenskreises und der Erfahrungen, so dass es daher Unterschiede im Denken und Verhalten gibt.
Ein Ziel meiner Kollektion ist genau diese Auffassung zu durchbrechen oder sie sogar abzulehnen. Dieser Gedanke zieht sich durch meine gesamte Kollektion.
Warum sind jetzt so viele Menschen auf der Suche nach Retro? Sie verkleiden sich als Charaktere der damaligen Zeit. Sie sammeln Dinge aus ehemaligen Zeiten. Sie verstehen das “Ein Ende kann auch ein neuer Anfang sein“. In der Vergangenheit nach Inspiration zu suchen ist genau die Innovation. Der Zweck meiner gesamten Kollektion ist zu zeigen, das durch die Nutzung der Elemente der Vergangenheit, unsere Erinnerungen aufgeweckt werden können. Aber in der neuen Zeit haben wir unsere eigenen Gedanken und auch die Interesse und Fähigkeit zur Innovation. Diese Innovationen sind in verschiedenen Aspekten präsentiert geworden. Z.B meine Kollektion: die Geisteshaltung der Kollektion ist, dass die Betrachter die tief in ihren Herzen vergrabene Dinge finden können.
Zuerst habe ich Fotos der damaligen Zeit gesammelt. Durch die Sammlung der Elemente und Merkmale habe ich die Hauptrichtung festgelegt. Meine Kleidungsstücke haben im Allgemeinen keine komplexe Schnittkonstruktionen. Ich hebe die Nützlichkeit hervor, so dass viele Leute solche Kleidungsstücke im alltäglichen Leben tragen können. Ein anderes Element in meiner Kollektion ist der Stern. China’s Nationalflagge wird von fünf Sternen geschmückt. Zudem symbolisiert der Stern den Ausbruch des Geistes.
Durch die Kombination von Farbe und Stoff und die Details werden meine Aussage und die Stimmung betont.
Ich hatte großen Respekt vor der Bachelorarbeit. Die intensive Auseinandersetzung mit einem Thema, dieses tiefgründig zu recherchieren und ein schlüssiges Ergebnis zu präsentieren, erschien mir wie ein riesiger Berg. Jedoch bin ich jeden Tag einen Schritt weitergegangen und habe mich, mal schneller mal langsamer der Bergspitze genähert. Es hat mir in allen Entwicklungsphasen großen Spaß bereitet an dem Thema und an der Kollektion zu arbeiten. Ich habe viele Dinge in jeglicher Hinsicht dazugelernt; Sei es das Time-management, Organisation, Kontakte herzustellen und zu halten, Designentwicklung und Kollektionsplanung, Schnitttechnische Entwicklung, Nähfähigkeiten und Konzeptionsgedanken auszuformulieren. Im Nachhinein betrachtet, war es eine wunderbare Zeit, in der ich von tollen Menschen begleitet worden bin, welche mich sehr gefördert haben. Das Ergebnis hat mich zufrieden gestellt, meine Erwartungen übertroffen und ich habe viele neue Möglichkeiten und Perspektiven für meine weitere Entwicklung entdecken können. Es war eine äußerst lehrreiche Zeit, von der ich lange zehren werde.